Wie Künstler und Freiberufler schwere Zeiten bewältigen können

Kleinkünstler, Musiker, Unterhalter, Schauspieler, Schriftsteller und Veranstalter – sie alle sind von der Coronakrise hart getroffen. Wenn Veranstaltungen und Zusammenkünfte abgesagt werden, kommt kein Geld rein.
Arbeitnehmer können vom Kurzarbeitergeld profitieren und für Freiberufler, insbesondere dann, wenn sie über keine Betriebskosten verfügen und von zu Hause aus arbeiten, bleibt u.U. nur die Grundsicherung über HartzIV. Hinzukommt, dass viele Künstler über keine großen Rücklagen verfügen. Not macht erfinderisch und wie kreativ Künstler aktuell sind, zeigen diese Beispiele für
Lösungen und Ideen
Private Feiern die Lösung für Künstler und Entertainer
Das Wohnzimmer, die Scheune, der Garten oder der Park vor dem Haus waren bisher ideale Eventflächen. Je nach dem Verlauf der Pandemie und der aktuellen Kontaktbeschränkungen sind diese Bereiche, die auch am ehesten wieder reaktivierbar sind.
Kirchenkonzerte
Der richtige Raum und die richtige Feier, zusammen mit Abstands- und Hygieneregeln. Aktuell dürfen Kirchenbesucher während der Veranstaltungen und Messen nicht singen. Ohne musikalische Begleitung will aber auf Hochzeiten, in den Weihnachtstagen oder an Sonntagen in der Kirche keine Stimmung aufkommen.
Neben musikalischen Darbietungen sind Literaturlesungen möglich.
Virtuelle Angebote – Neue Wege, digitale Wege
Die eigene Wohnung kann auch leicht zum Studio für Aufführungen werden. Warum nicht einen bekannten Künstler zur Hochzeit, zur Party oder zu Jubiläum oder Geburtstag per Video zuschalten. Einen individuellen Videoclip kann man auch verschenken.
Für die Vorbereitung solcher Präsentationen sind keine besonderen Bühnen oder Ton- und Beleuchtungstechnik erforderlich. Da kommt es vielleicht mehr auf die Projektionsfläche bei der Feier an.
Der Vorteil für den Künstler. Er kann bundesweit präsentieren, ohne das Reisekosten, Transport etc. Fällig werden.
Nachdem Kunstgalerien und Museen bildenden Künstlern in Lockdownzeiten keinen Raum mehr bieten können, ist der Weg ins Internet sicher der Effektivste. Künstler, denen das Kodieren von Internetseiten nicht liegt, finden viele fertige und individualisierbare Webbaukästen mit allen denkbaren Funktionen, z.B. über die Hoster Strato,de oder Ionos.de. Eine andere Möglichkeit ist die Präsentation auf einer virtuellen Artmesse oder direkt im Kunstshop wie bei StayHomeBuyArt.
Auch Plattformen wie Etsy sind ein international großer Markt für den Verkauf von Kunst und Kunstgewerbe.
Klappern gehört zum Handwerk
Künstler, die bisher nur Marketing offline kannten, sollten sich mit den Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook, Pinterest etc. vertraut machen und diese auch mit ihren Webseiten vernetzen.
Während die klassische Performance durch die Pandemie verhindert ist, wachsen neue Formate in Youtube. Einzelvideos oder gleich ein eigener Kanal, um etwa Lesungen zu veranstalten, Musikunterricht zu geben sind eine gute Idee, die viele Künstler für sich nutzen.
Eine besondere Plattform ist auch Patreon. Sie bietet inzwischen über 200.000 Kreativen Podcastern, Video Creatorn, Musikern, bildenden Künstlern aus unterschiedlichsten Bereichen einen virtuellen Raum, um mit ihren Fans und Kunden in Kontakt zu bleiben, Projekte, aber auch Einnahmen zu entwickeln.
Gezielte Hilfen des Staates für Soloselbstständige – Novemberhilfe
Um die wirtschaftlichen Folgen des November-Lockdowns zu mindern, unterstützt die Bundesregierung nicht nur Unternehmen, Vereine und Einrichtungen, sondern auch Soloselbständige aus der Kultur- und Kreativszene.
Soloselbständige können für den November 2020 bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes als direkte Hilfe erhalten. Anstelle des Vergleichsmonats November 2019 ist es auch möglich, den monatlichen Durchschnittsverdienst 2019 als Bezugsrahmen zugrunde zu legen.
Weitere Informationen zu den „Außerordentlichen Wirtschaftshilfen November“ finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Bis zu einer Summe in Höhe von 5.000 Euro können Soloselbständige den Antrag direkt stellen. Bei höheren Summen muss ein Steuerberater die Beantragung übernehmen.
Außerdem wird die Gruppe der Unternehmen, die von der neuerlichen Schließung direkt und indirekt betroffen sind, großzügig definiert. Danach gelten neben jenen Unternehmen, die von den behördlichen Schließungen direkt betroffen sind, diejenigen Betriebe oder Soloselbstständigen als indirekt betroffen, die nachweislich und regelmäßig 80 Prozent ihres Umsatzes in Zusammenarbeit mit direkt betroffenen Unternehmen erwirtschaften. Die direkt und indirekt von der behördlichen Schließung betroffenen Betriebe können 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem November 2019 erstattet bekommen.
Ideen und Alternativen
Theater, Clubs, Konzert-, Opern- und Veranstaltungshäuser, aber auch Scheunen, Burgen und Schlösser auf dem Land wurden für das Publikum geschlossen. Musiker, Schauspieler, Sänger und Tänzer bekommen durch ihre Auftritts- bzw. Tätigkeitsverbote besondere Ideen. Vieles davon entsteht spontan, da sich der Pandemieverlauf in keinen Terminkalender einbringen lässt. Eine originelle Idee ist das Treckerfest in Schleswig Holstein,
Anstelle von Gutshöfen und Scheunen war ein ländlich-nostalgisch geschmückter Musikfest-Trecker die Bühne und hat die Musik zu den Menschen in ganz Schleswig-Holstein gebracht. Verschiedene Künstler und Ensembles haben den Anhänger mit ihren Instrumenten in ein mobiles Podium verwandelt, um damit durch Gemeinden, Dörfer und Städte zu fahren und kurze Ständchen zu geben. Mit Zwischenstopps auf Marktplätzen und Promenaden, aber auch vor Pflegeheimen, Seniorenheimen oder Krankenhäusern wurden die Anwohner und Passanten mit musikalischen Highlights überrascht.
https://www.shmf.de/de/der-musikfest-trecker
So wie im Norden gibt es überall eine
Renaissance für den öffentlichen Raum
Mit AHA- Regeln werden Plätze aller Art zu öffentlichen Austragungsstätten, so wie der alte Klassiker, das Autokino. Früher in 200 Autokinos von jährlich 500.000 Zuschauern besucht, gibt es heute nur noch 20 Spielstätten, dafür aber voller Leben. So veranstaltet zum Beispiel die Kleinkunst Initiative Euregio e.V. gemeinsam mit der Firma Pro Event Veranstaltungstechnik ein Event der besonderen Art. Auf dem Drieschplatz von Eschweiler ist eine Leinwand und eine Bühne aufgebaut. Während die Zuschauer, wie in einem Autokino, vor der Bühne stehen, gibt es einen Live-Auftritt von namhaften Künstlern. Dieser wird zusätzlich auf einer großen Leinwand für alle sichtbar übertragen. Der Ton wird über das Autoradio per UKW empfangen.
Waldbaden und Wegelagern mit Kultur
So nennt sich eine erfolgreiche Aktion in Rheinland Pfalz. Der Musiker Matthias Frey hat das Kulturfestival Waldbaden mit Musik unter dem Motto: wood-vibrations ins Leben gerufen. Den 4,5 km langen Loreley-Aar Radweg hat er in eine open-air-Bühne verwandelt. Die Besucher sind auf dieser Strecke geradelt und spaziert und wurden auf der Strecke mit insgesamt 25 Darbietungen von Klassik über Singer Songwriter, Weltmusik, Rock, Lesungen und Theater überrascht.
Mobiles Theater
Mobil wie das Waldbaden ist auch die Kleinkunst der Schauspieler Sophie Maria Ammann und Alexander Altomirianos, die den Spielverboten aus Berlin heraus aufs Land entfliehen.Ihre Gründung, das mobile
TUR TUR Theater spielt ein 2-Personen-Stück „Hans im Glück“, eine moderne Interpretation des Grimm’schen Märchens mit Pantomime- und Erklärelementen und vielen improvisierten Requisiten aus dem eigenen Hausstand. Gespielt wird ohne große Bühne auf Wiesen, öffentlichen Plätzen und sogar Balkonen. Die Live-Aufführungen finden beim Publikum viel Anklang.
Theater auf dem Balkon
Das haben auch Rostocker Studenten gewagt. Unter dem Titel Montagsbalkon veranstalten sie schon seit 10 Jahren kleine Shows für 15 bis 20 Minuten mit Theater, Kleinkunst und Musik.
Theater N. N.nennt sich das Freiluft-Theater-Projekt, das seit Jahren in Hamburg im „Römischen Garten“ an der Elbe spielt.